Innovative Technik treibt Effizienz eines Projekts im Klärwerk Five Fords voran
An einem Projekt in Nordwales arbeitende Ingenieure setzten innovative Techniken ein, um die Effizienz der Abwasserbehandlung zu einem Bruchteil der Kosten herkömmlicher Methoden zu verbessern und so geschätzte 3,5 Millionen Pfund einzusparen. Alison Miles von NIVUS, einem Partner für Messtechnik in diesem Projekt, erklärt, warum die Wahl der Durchflussmesstechnik die erzielten enormen Vorteile erst möglich machte.
Hintergrund
Die Kläranlage Five Fords, betrieben von Dŵr Cymru Welsh Water, befindet sich in der Nähe von Wrexham im Nordosten von Wales und versorgt über 130.000 Menschen. Der Standort betreibt drei ASP-Kanäle (Belebtschlammverfahren).
Als Hauptversorgungspartner und Teil der Welsh Water Alliance wurde Mott MacDonald Bentley (MMB) mit der Aufgabe betraut, die Aufbereitungskapazität der ASP-Kanäle zu erhöhen, um dem Bevölkerungswachstum und der damit steigenden Nachfrage durch neue anaerobe Vergärungsanlagen gerecht zu werden.
Herausforderung
Die bestehende Anlage leitete das Abwasser mit unterschiedlichen Durchflussraten in die einzelnen Kanäle. Diese Diskrepanz spiegelte sich in den Messungen des gelösten Sauerstoffs in den betreffenden Kanälen wider, was darauf hinwies, dass die Kanäle nicht effizient arbeiteten. “Einer der Kanäle arbeitete beispielsweise in einem überkritischen Zustand, während ein anderer noch nicht kritisch war“, erklärt Jack Jones von MMB. “Aus Sicht der Prozesssteuerung war die Effektivität der ASP-Kanäle folglich schwierig zu handhaben.”
Die ungleichmäßige Verteilung des Durchflusses zwischen den ASP-Kanälen wurde durch eine Reihe physikalischer Probleme in den Zulaufstrecken verursacht. Darüber hinaus leitete ein großes 800-mm-Entlastungsrohr eine Mischung aus rückgeführtem Belebtschlamm und Überlauf direkt in den Hauptzulaufkanal, was das Strömungsprofil ebenfalls beeinflusste.
Die ASP-Kanäle waren ursprünglich mit Rinnen versehen, um den Durchfluss zu kontrollieren. Diese Rinnen wurden zur Erhöhung der Kapazität allerdings durch Wehre ersetzt. Die Notwendigkeit einer weiteren Kapazitätserhöhung bedeutete, dass eine Rückkehr zu Rinnen nicht praktikabel wäre und den ungleichmäßigen Durchfluss ohnehin nicht behoben hätte.
Ein Durchflusstrennbauwerk mit gleichartigen Wehren wurde ebenfalls als nicht praktikabel erachtet, da dies den Betrieb der Anlage stören und zeitweise erheblichen Arbeitsaufwand sowie Baukosten erfordern würde. Die ASP-Kanäle können bei vollem Durchfluss bis zu 1.200 l/s aufnehmen, so dass eine Lösung mit Wehren die Anmietung provisorischer Pumpen für die Dauer der Bauarbeiten (ca. 4 Monate) erforderlich machen würde, was mit erheblichen Mehrkosten verbunden wäre. Diese Alternative wurde daher verworfen.
Neben der Behebung der Durchflussunterschiede in den ASP-Kanälen müsste auch der Durchfluss in der Entlastungsleitung überwacht werden. Dies stellte ebenfalls ein erhebliches Kostenpotenzial dar, da herkömmliche Verfahren wie elektromagnetische Durchflussmesser für genaue Messungen in der Regel ein komplettes Rohr erfordern und deren Einbau mit erheblichen Installationskosten und Prozessausfallzeiten verbunden ist. Ein kürzlich durchgeführter Versuch, bei dem der NIVUS Sensor mit einem herkömmlichen magnetischen Durchflussmesser verglichen wurde, ergab eine Kosteneinsparung von 60 % und eine Einsparung von 95 % an gebundenem Kohlenstoff. Die Option mit MIDs wurde daher ebenfalls nicht in Betracht gezogen.
Lösung
“Bevor wir die endgültige Entscheidung trafen, wurden mehrere interne „Eingriffe“ mit Hilfe von Hydraulik-, Maschinenbau- und Verfahrensingenieuren durchgeführt", erklärt Josh Sparks, MMB Contracts Manager & EICA Regional Practice Lead. "Als Unternehmen sind wir immer auf der Suche nach innovativen Lösungen, die in vielerlei Hinsicht mehr bieten und genau das haben wir bei Five Fords erreicht.”
Die bevorzugte Lösung sah den Einsatz von drei gesteuerten Absperrschiebern vor, die in die ersten drei Kanäle gehoben werden sollten. Der vierte Kanal wäre isoliert, könnte aber bei Bedarf zukünftig zur Verfügung gestellt werden. Eine wirksame Steuerung der Absperrschieber würde in hohem Maße von der zuverlässigen Messung des Durchflusses hinter den Schiebern in jedem Kanal abhängen. „Auch dies war eine große Herausforderung“, erklärt Josh. "Die meisten herkömmlichen Durchflussmessmethoden schieden aufgrund der physischen Einschränkungen des Standorts aus, ebenso wie die Kosten für Lösungen, die umfangreiche Bauarbeiten erforderten. Daraufhin haben wir uns mit NIVUS in Verbindung gesetzt und festgestellt, dass deren Kreuzkorrelations-Durchflussmesstechnik die beste Lösung darstellt."
NIVUS wurde beauftragt, Durchflussmessgeräte in der Entlastungsleitung, im Hauptzulaufkanal und in jedem der drei ASP-Zulaufkanäle zu installieren. Alle diese Geräte sind MCERTS- und EX-zertifiziert und verwenden die Kreuzkorrelations-Durchflussmesstechnik von NIVUS.
Zwei POA-Keilsensoren von NIVUS wurden an L-förmigen Halterungen auf dem Gerinneboden angebracht - einer auf jeder Seite des Hauptzulaufkanals. Diese Sensoren waren mit einem Messumformer (NivuFlow 750) verbunden, an den auch ein Rohrsensor (Geschwindigkeitsprofiler und Ultraschall-Füllstandsmessung) angeschlossen war.
Jeder ASP-Kanal war mit einem Radar-Füllstandssensor ausgestattet, der wiederum mit den POA-Keilsensoren zusammenarbeitete. Jeder dieser Sensoren war mit einem einzelnen Eingang eines NivuFlow 750-Messumformers verbunden.
Durchflussmessprinzip Kreuzkorrelation
Die von NIVUS entwickelte Ultraschall-Kreuzkorrelationsmesstechnik misst kontinuierlich einzelne Geschwindigkeiten auf verschiedenen Ebenen innerhalb der Strömung. Diese Technik zur Messung der Flächengeschwindigkeit liefert ein 3-dimensionales, in Echtzeit berechnetes Strömungsprofil, das reproduzierbare und überprüfbare Durchflusswerte in voll- oder teilgefüllten Kanälen oder Rohren liefert.
Das Verfahren beruht auf dem Prinzip der Ultraschallreflexion, bei dem Reflektoren wie Partikel, Mineralien oder Gasblasen im Wasserkörper mit einem Ultraschallimpuls unter einem bestimmten Winkel abgetastet werden. Die dabei entstehenden Echos werden als Bilder oder Echomuster gespeichert. Einige Millisekunden später wird dann ein weiterer Scan durchgeführt. Dabei entstehen Echomuster, die mit zuvor gespeicherten Signalen verglichen werden. Die Positionen eindeutig identifizierbarer Reflektoren werden identifiziert, um über den Einstrahlwinkel die Geschwindigkeit zu bestimmen. So kann aus der zeitlichen Verschiebung der Reflektoren die Partikelgeschwindigkeit, die der Fließgeschwindigkeit des Abwassers entspricht, berechnet werden. Das Verfahren liefert hochgenaue Messwerte, ohne dass zusätzliche Kalibrierungsmessungen erforderlich sind.
Ein entscheidender Vorteil dieser Messmethode ist, dass sie auch in anspruchsvollsten und stark verschmutzten Applikationen wirksam eingesetzt werden kann. Einflussfaktoren wie Gerinneform, Abflussverhalten und Wandrauhigkeit werden in der Strömungsberech-nung berücksichtigt.
Erste Ergebnisse
Die NIVUS-Durchflussmessgeräte wurden vor dem Einbau der Absperrschieber installiert, so dass die Schwankungen der Durchflussmengen sowohl vor als auch nach dem Einbau der Schieber beobachtet werden konnten. Die Ingenieure vor Ort äußerten jedoch Bedenken, dass die Schieber zu schnell von der vollständig geöffneten in die geschlossene Position übergehen oder sich während eines Schwalls nicht schnell genug öffnen könnten, was zu Rückstau im Kanal führen würde. Außerdem wurde befürchtet, dass die Schieber zu schnell reagieren könnten, was wiederum zu temporär schwankenden Durchflüssen führen würde.
„Glücklicherweise hat sich keine der anfänglichen Bedenken bewahrheitet“, erklärt Josh. "Dank der Möglichkeit, ‚Anstoß- und Wartezeiten‘ zu optimieren, konnte ein reibungsloser Durchfluss mit gleichmäßiger Verteilung auf die ASP-Kanäle gewährleistet werden. Infolgedessen hat das System die 28-tägige Testphase ohne Probleme überstanden und funktioniert seit mittlerweile mehreren Monaten ohne Probleme.”
Wichtigste Ergebnisse
Das Ziel des Projekts war, die Durchflussmengen in den drei ASP-Kanälen anzugleichen, um Effizienz und Kapazität der Aufbereitung zu verbessern. Dies wurde erreicht, aber, wie Josh sagt: "Das Schieberkontrollsystem hat extrem gut funktioniert. Durch den Aufbau eines Systems, das auf der Kreuzkorrelations-Durchflussmessung sowohl für die Entlastungsleitung als auch für die ASP-Kanäle basiert, konnten wir umfangreiche Bauarbeiten vermeiden. Dies führte zu erheblichen Einsparungen bei finanziellen Kosten und Kohlenstoffemissionen sowie zu beinahe keiner Unterbrechung des Anlagenbetriebs."
MMB schätzt, dass eine konventionelle Lösung, die eine Änderung der Kanäle mit einer neuen Verteilerkammer beinhaltet hätte, etwa 8 Monate gedauert und mehr als 4,5 Millionen Pfund gekostet hätte. In krassem Gegensatz dazu wurde die oben beschriebene Lösung von MMB zu Kosten von etwa 1 Million Pfund geliefert.
Als Hauptversorgungspartner und Teil der Welsh Water Alliance bringen die Kosteneinsparungen von MMB bei Five Fords gemäß den Vertragsbedingungen sowohl MMB als auch Dŵr Cymru Welsh Water finanzielle Vorteile. Folglich profitieren auch die Kunden des Wasserunternehmens davon.
Ausblick
Die Mitarbeiter von MMB waren von den Ergebnissen dieses Projekts beeindruckt. Sie veranstalten seitdem interne Webinare mit Ingenieurskollegen aus der ganzen Welt, um ihnen den Einsatz dieser Technologie näherzubringen, damit auch sie Kosten- und Nachhaltigkeitsvorteile erzielen können.
Die NIVUS-Kreuzkorrelations-Durchflussmesstechnik wird bei künftigen Abwasserprojek-ten eingesetzt werden. Sie ist jedoch auch für andere Anwendungen wie das Pumpen-management im Rahmen von AMP8 sowie für die Durchflussmessung in Trinkwasser-applikationen geeignet.
Josh Sparks fasst zusammen: "Die physischen Beschränkungen bei Five Fords zwangen uns, unsere Suche nach potenziellen Lösungen auszuweiten und wir sind mit den Ergebnissen natürlich sehr zufrieden. Die Kreuzkorrelations-Durchflussmessung erwies sich als Schlüssel zu den erzielten finanziellen, zeitlichen und CO2-Einsparungen und wir freuen uns auf ähnliche Vorteile bei künftigen Projekten.”